Zahlen, bitte! Wie viele Bitcoins gibt es eigentlich?
Ein grundlegender Bestandteil der Kryptowährung Bitcoin: Von Anfang wurde festgelegt, wie viele Bitcoins maximal existieren können.
Als Satoshi Nakamoto die Kryptowährung Bitcoin erfand, baute er einige Bedingungen in den Code, der das Währungssystem steuert. Eine davon ist die Tatsache, dass es eine maximale Anzahl an Bitcoins gibt, die nicht überschritten werden kann. Wenn diese Maximalmenge an Bitcoins erreicht ist, können niemals mehr neue Einheiten der Währung erzeugt werden. Das unterscheidet die Kryptowährung von so ziemlich allen Währungssystemen, die in modernen Staaten den Handel ermöglichen – hier kann die Zentralbank nämlich neues Geld drucken und so den Wert des Geldes beeinflussen. Bei Bitcoin bestimmt der von Nakamoto erdachte Erzeugungsalgorithmus der Währung seit ihrer Entstehung wie schnell und wann Einheiten der Währung erzeugt werden und wie viele es maximal geben kann: 20.999.999 Bitcoin. Wie viele dieser knapp 21 Millionen Bitcoins momentan bereits erzeugt wurden, kann man sich zum Beispiel auf dieser Übersichtsseite von Blockchain.com ansehen.
Genaugenommen sind es 20.999.999,9769 Bitcoins, oder 2.099.999.997.690.000 Satoshis – dem kleinstmöglichen Bitcoin-Element, in dem auch Werte auf der Blockchain notiert werden. In Worten sind das zwei Billiarden neunundneunzig Billionen neunhundertneunundneunzig Milliarden neunhundertsiebenundneunzig Millionen sechshundertneunzigtausend Satoshis. Die Zahl kommt durch die Art und Weise zustande, wie Daten in der Blockchain gespeichert werden. Sie orientiert sich an der größten Zahl, die im Gleitkomma-Format mit doppelter Genauigkeit auf einem x86-System gespeichert werden kann.
Algorithmisch festgelegte Ausgabemenge
Es wird gemeinhin angenommen, dass die per Design begrenzte Anzahl von Bitcoin und die zeitlich regulierte Ausgabe der Währung ein politisches Statement ihres Erfinders Nakamoto ist. Der von ihm erstellte erste Block der Blockchain enthält den Text "The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks", die Schlagzeile der Londoner Times vom 3. Januar 2009. Zum einen soll das wohl beweisen, dass dieser als Genesis Block bezeichnete erste Block der Blockchain an oder nach diesem Tag erzeugt wurde. Es scheint aber auch eine ziemlich deutliche Kritik am traditionellen Banken-System zu sein, dessen damalige Krise sich in der Times-Schlagzeile deutlich wiederspiegelt.
Konventionelle Währungen unterliegen einer natürlichen Inflation ihres Preisniveaus, die entsteht, wenn die Zentralbank, welche die Ausgabe des Geldes kontrolliert, mehr davon in Umlauf bringt. Bitcoin hingegen unterliegt einer ständigen Deflation, da es eine begrenzte Anzahl von Bitcoins gibt und diese Zahl mit der Zeit sogar noch kleiner wird, wenn Bitcoins von ihren Besitzern vernichtet werden oder diese nicht mehr auf ihre Wallets zugreifen können. Diese Deflation liegt in der Natur der Sache, denn Bitcoin als dezentrale Währung kann schon von ihrer Konzeption her keine zentrale Instanz wie eine Zentralbank haben, welche die Ausgabe des Geldes steuert und damit de- oder inflationären Trends entgegenwirkt. Somit ist die dezentrale Kryptowährung Bitcoin gleichsam ein Experiment eines absichtlich deflationären Währungssystems.
Die Bitcoin-Menge schrumpft stetig
Aber Moment mal: Zerstörte Bitcoins? Heißt das, die wirkliche Anzahl an Bitcoins wird sogar noch kleiner? In der Tat stimmt das. Genaugenommen stimmt nicht mal die Zahl von 20.999.999,9769 Bitcoins, die insgesamt in Umlauf gebracht werden sollen. Zum einen muss man dort die 50 Bitcoins abziehen, die als Mining-Belohnung für den Genesis Block generiert wurden – die kann nämlich niemand ausgeben. Das liegt daran, dass Transaktionen in einem Block nur dann als gültig und sicher gelten, wenn dieser ein fester, kryptografisch gesicherter Bestandteil der Blockchain ist. Und dazu muss er den Hash des vorigen Blockes enthalten und der darauffolgende Block in der Blockchain muss wiederum seinen Hash enthalten. Der von Nakamoto erzeugte Genesis Block bricht diese Regel allerdings, da er der erste Block der Blockchain ist und somit auf keinen anderen Block verweist. Deshalb liegt der Genesis Block den meisten Bitcoin-Clients als Teil des Quellcodes bei, ist also fest in die Software integriert. Die Art der Implementierung sorgt dabei dafür, dass die 50 Bitcoins, die für die Erzeugung des Blockes gezahlt wurden, zwar an eine Bitcoin-Adresse überwiesen wurden, diese das Geld aber nicht ausgeben kann.
Des Weiteren gab es bei der Erzeugung der Blockchain immer wieder Fehler, die dazu führten, dass Teile der Belohnung, die für die Erzeugung neuer Blöcke ausgezahlt wird, nicht ausgegeben werden können. So ließ sich zum Beispiel in Block 124724 ein Miner einen Satoshi weniger als Belohnung auszahlen, als ihm eigentlich zugestanden hätten. Das führte dazu, dass ab diesem Zeitpunkt ein Satoshi weniger existiert und die Zahl von maximal 2.099.999.997.690.000 erzeugten Satoshis auf 2.099.999.997.689.999 nach unten korrigiert werden musste. Aber es kam in der bisherigen Geschichte der Währung noch zu weit gravierenderen Vernichtungen von Bitcoin-Kapital. Der Miner von Block 501726 zerstörte sogar 12,5 Bitcoins, da er es wegen einer verpfuschten Umsetzung des Smart-Contract-Protokolls RSK versäumte, die Belohnung für das Mining des Blocks an eine gültige Adresse zu überweisen. Das ist eins der Risiken beim Schürfen von Bitcoins: Gibt der Miner eine ungültige Adresse als Empfänger der Belohnung an, kann niemand die resultierende Belohnung ausgeben. Die Bitcoins werden zwar theoretisch erzeugt, können aber wie die 50 BTC aus dem Genesis Block nicht ausgegeben werden.
Zerstörte und verlorene Bitcoins
Bitcoins entschwinden dem System aber auch auf anderem Wege. Manche werden von ihren Besitzern absichtlich vernichtet. Das funktioniert, in dem man einen Betrag an eine Bitcoin-Adresse überweist, auf die niemand Zugriff hat. Entweder weil dieser außerhalb des Bereichs der validen privaten ECDSA-Schlüssel liegt, oder weil die Adresse, auf die überwiesen wird einen privaten Schlüssel hat, von dem man annimmt, dass es praktisch unmöglich ist, ihn zu finden. Die Bitcoin-Adresse 1BitcoinEaterAddressDontSendf59kuE ist ein bekanntes Beispiel eines solchen "Bitcoin Eaters". An diese Adresse überwiesene Bitcoins gelten als für immer verloren, da es mathematisch nahezu unmöglich (sprich extrem unwahrscheinlich) ist, den passenden privaten Schlüssel für diese Adresse zu errechnen.
Eine dritte Methode Bitcoins zu vernichten besteht darin, dass in das Bitcoin-Protokoll integrierte Skripting-System fĂĽr Ăśberweisungen dazu zu benutzen, eine unerfĂĽllbare Bedingung zu generieren. So sorgt etwa der Befehl scriptPubKey: OP_RETURN {zero or more ops}
dafür, dass die in der Transaktion enthaltenen Bitcoins von niemandem ausgegeben werden können.
Die meisten Bitcoins, die nicht mehr ausgegeben werden können, fallen aber wohl dem Verlust von privaten Schlüsseln für Bitcoin-Adressen zum Opfer. Verliert ein Bitcoin-Nutzer den Zugang zu seinem Wallet und hat kein Backup der privaten Schlüssel seiner Adressen, so hat niemand mehr Zugriff auf die mittels dieser Adressen verfügbaren Bitcoins. Wie viele Bitcoins bereits auf diesem Wege dem digitalen Vergessen zum Opfer gefallen sind, weiß niemand. Es lässt sich auf Grund der pseudonymen Natur des Bitcoin-Systems auch nur schwer schätzen. Sicher ist nur, dass von den knapp 20.999.999 Bitcoin, die schätzungsweise irgendwann um das Jahr 2140 alle erzeugt worden sein sollten, eine große Menge für immer unwiederbringlich verschwunden sind. Da dieser Umstand aber von Anfang an absehbar war und Deflation ein offensichtlich gewollter Aspekt der Bitcoin-Währung ist, dürfte das keinen negativen Einfluss auf die Währung haben – außer, dass ein einzelner Bitcoin potenziell immer wertvoller wird.
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(fab)